Bügelmessschraube ablesen
In diesem Artikel zeige ich dir, wie du eine analoge Bügelmessschraube verwendest und die Feinskala auf einen hundertstel Millimeter genau abliest. Außerdem erkläre ich dir, wie du die Messschraube kalibrierst bzw. justierst und was du für ein genaues Messergebnis tunlichst sein lassen solltest.
Aufbau
Die Mikrometerschraube besteht aus einer festen und einer beweglichen Messfläche. Dem Messamboss und der Messspindel. Sie sind über den c-förmigen Bügel miteinander verbunden. Zwischen ihnen wird später Maß vom Prüfling genommen. Ihre Messweite ist bei dieser Ausführung mit 0 bis 25 Millimeter definiert.

Über die Feststellschraube lässt sich der bewegliche Messkolben fixieren. Dies ist zur Justage der Messschraube erforderlich.

Weiter geht es mit der Skalenhülse. Ihre Skala ist parallel zur Verschiebungsrichtung und mit einer Bezugslinie unterteilt. Die oberen Striche entsprechen jeweils einen vollen, die unteren Zwischenstriche einen halben Millimeter.

Rechts dahinter befindet sich die Skalentrommel. Sie lässt sich in beide Richtungen drehen. Die aufgebrachte Feinskala besteht aus 50 Strichen. Jeder einzelne Strich steht dabei für 10 Mikrometer bzw. 0,01 Millimeter.

Am Ende der Messschraube findet sich noch die sogenannte Rutschkupplung oder umgangssprachlich auch Gefühlsschraube genannt. Sie ist mit der Skalentrommel und der Messspindel verbunden. Durch drehen im Uhrzeigersinn schließt sich die Bügelmessschraube. Stößt die Spindel dabei auf einen Widerstand, dreht die Kupplung durch. Damit ist gewährleistet, dass stets mit einer konstanten Kraft, von idealerweise zwischen 5 und 10 Newton, gemessen wird.
Messschraube kalibrieren
Vor der Messung sollten die Messflächen stets gereinigt werden. Ich mache dies mit einem Küchenkrepp und etwas Reinigungsalkohol.

Anschließend ist zu prüfen, ob der Nullpunkt noch stimmt. Dazu wird die Messschraube langsam zugedreht, bis die Rutschkupplung durchdreht. Im Idealfall deckt sich nun der Bezugsstrich mit dem der Null auf der Skalentrommel.

Bei mir ist dies leider nicht der Fall. Bevor es also ans Messen geht, muss die Mikrometerschraube erst noch kalibriert bzw. justiert werden. Das dafür erforderliche Werkzeug liegt dem Lieferumgang im Regelfall bei.

Um sicher zu gehen, dass sich zwischenzeitig nichts verstellt hat, wird der Nullpunkt nochmals über die Ratsche eingestellt und die Messspindel sofort arretiert.
Auf der Rückseite der Skalenhülse befindet sich eine kleine Bohrung. In diese passt der Dorn der größeren Schlüsselweite des Einstellwerkzeugs. Je nachdem ob die Bezugslinie unter- oder oberhalb der Nullskala liegt, ist dieses von entsprechender Seite einzusetzen. In meinem Fall liegt die Bezugslinie über der Null und ich muss es von oben ansetzen.

Durch leichten Zug, ziehe ich Linie soweit, bis sie sich mit der Nullstellung der Skala deckt.

Leider habe ich etwas zu weit gedreht. Jetzt liegt die Bezugslinie unter der Null. Ich setze den Schlüssel von unten an und korrigiere nun in entgegengesetzter Richtung.

Um die Justage zu überprüfen, die Feststellschraube lösen, die Messschraube leicht öffnen und wieder über die Ratsche schließen. Die Kupplung sollte jetzt genau beim Nullpunkt auslösen.

Typische Messfehler
Wie bei einem Drehmomentschlüssel, sollte auch die Rutschkupplung nicht zum öffnen der Messschraube verwendet werden. Stattdessen bietet sich die geriffelte Fläche an der Skalentrommel an. Ich nutze sie auch beim wieder schließen und gehe erst beim letzten Millimeter auf die Ratsche über. Wichtig ist, dabei nicht zu schwungvoll zu drehen. Andernfalls löst die Rutschkupplung zu spät aus, was zu einem verfälschten Messergebnis führt.
Auch eine falsche Haltung kann die Messgenauigkeit beeinflussen. Genauer gesagt die Handwärme, die sich auf den Metallbügel überträgt. Minimieren lässt sich dies durch halten am Kunststoffschild, welches bei anderen Modellen gerne mal etwas großzügiger ausfällt.

Ableseübungen
Nachdem die Messung korrekt erfolgt ist, geht es ans ablesen. Und hier lauert schon die nächste Fallstricke: Der sogenannte Parallaxenfehler, ein reiner Beobachtungsfehler. Um ihn zu vermeinenden, ist die Skala so abzulesen, dass der Blick senkrecht auf die Bezugslinie fällt.
Messbeispiel 1

Das erste Messbeispiel ist einfach. Wir suchen auf der Skalenhülse den letzten, sichtbaren Strich. Dies ist bei dem zehnten, der oberen Vollstriche der Fall. Wir merken uns also 10 Millimeter. Nun prüfen wir, mit welchen Wert sich die Bezugslinie auf der rechten Feinskala deckt. In diesem Beispiel bei genau 0. Somit ergibt sich ein Messergebnis von exakt 10,00 Millimeter.
Messbeispiel 2

Im zweiten Beispiel ist weiterhin der zehnte, obere Millimeterstrich sichtbar. Er steht aber nicht mehr an letzter Stelle. Unterhalb der Bezugslinie sehen wir einen weiteren Strich. Dieser definiert die Mitte zum nächsten vollen Millimeter. Wir messen an dieser Stelle also 10,5 Millimeter. Da sich wieder Bezugslinie und 0 auf der Feinskala decken, entspricht dies gleichzeitig auch unserem Messergebnis.
Messbeispiel 3

Weiter geht’s mit dem dritten Messbeispiel. Der letzte sichtbare Strich auf der Hauptskala entsprich 11 Millimeter. Anders als zuvor, deckt sich die Bezugslinie aber nicht mehr mit der Null auf der Feinskala, sondern dem sechsten Strich. Jeder einzelne steht dabei für 0,01 Millimeter. In dem Fall also 0,06 Millimeter. Plus die 11 Millimeter auf der Hauptskala lautet das Messergebnis 11,06 Millimeter.
Messbeispiel 4

Im letzten Beispiel wird es nochmal etwas schwieriger. Auf der Hauptskala lesen wir elf ganze und einen halben Millimeter ab. Die Bezugslinie trifft die Feinskala bei 19. Für’s Messergebnis summieren wir wieder Haupt- und Feinskala, also 11,5 + 0,19 Millimeter. Dies macht Adam Riese nach 11,69 Millimeter.
Damit ist erklärt, wie du mit einer Bügelmessschraube misst und den Messwert bis auf ein hundertstel Millimeter genau abliest. Etwas bequemer geht es natürlich mit einer digitalen Mikrometerschraube. Ich persönlich bin jedoch kein Fan von batteriebetriebenen Messmitteln in der Werkstatt und bevorzuge daher das analoge Pendant. Nicht anders verhält es sich bei meinem Messschieber mit Nonius, bei dem ich bewußt auf ein Modell mit Display verzichte.