Eigenes Flussmittel zum Löten herstellen
Falls das Lot nicht sauber fließt und sich nicht mit der Lötstelle verbinden will, kann die Zugabe von Flussmittel Abhilfe schaffen. Es entfernt feine Verunreinigungen und Oxidschichten auf der Oberfläche und verbessert so die Haftung. In den meisten Lötdrähten ist zwar bereits welches enthalten, doch dieses verbrennt relativ schnell. Deshalb wird empfohlen, die Lötstelle während des Lötvorgangs kontinuierlich mit neuem Lötzinn zu versorgen. Da dies jedoch nicht immer möglich ist, erweist sich die Zugabe von zusätzlichem Flussmittel oft als zweckmäßiger.
Lötflussmittel herstellen
In dieser Anleitung zeige ich dir, wie du aus nur zwei Zutaten ein einfaches, aber über Jahrzehnte bewährtes Flussmittel selber herstellen kannst.
Bestandteile
Der Hauptbestandteil ist Kolophonium (engl.: Rosin), ein Produkt, das durch Destillation aus Baumharz gewonnen wird. Unter Musikern ist es auch als Bogen- oder Geigenharz bekannt. Die darin enthaltenen organischen Säuren entfernen bei hohen Temperaturen dünne Oxidschichten und verhindern gleichzeitig die Oxidation der Schmelze, was zu einer glatten Oberfläche des erstarrenden Lotes führt.

Das Kolophoniumharz lässt sich pur als Lötflussmittel verwenden. Aufgrund seiner festen Form ist dies jedoch eher unpraktisch. Allerdings ist der Feststoff alkohollöslich. Dabei gilt: je reiner der Alkohol, desto besser für den vorgesehenen Anwendungszweck. Isopropylalkohol (IPA) ist ideal. Beim Kauf sollte auf einen Reinheitsgrad von mindestens 99 Prozent geachtet werden. Meines ist mit 99,9 Prozent deklariert. Spiritus funktioniert zwar ebenfalls, ist aufgrund seiner Zusätze aber nicht zu empfehlen.

Mischverhältnis
Als universelles Mischverhältnis haben sich 60 Gewichtsteile Kolophonium mit 40 Teile Isopropanol bewährt. Es als die eine, ideale Mischung zu bezeichnen, würde mir jedoch nie in den Sinn kommen. Diese gibt es nämlich nicht bzw. ist immer situationsabhängig.
Für das Nachfüllen eines Flussmittelstifts habe ich beispielsweise ein Gewichtsverhältnis von 10 zu 90 gewählt, um die Stiftspitze nicht zu verstopfen. Und bei längeren Lötvorgängen greife ich gerne auf eine höhere Kolophonium-Konzentration von etwa 80 Prozent zurück, was allerdings auch mehr Rückstände hinterlässt.

Optionale Zusätze
Optional kann dem Kolophonium-Isopropanol-Gemisch auch Glycerin beigemischt werden. Schon wenige Tropfen im Promillebereich sind ausreichend. Durch den Zusatz wird die Mischung besser gebunden, und die Rauchentwicklung etwas eingedämmt.

Für Lötarbeiten an oxidierten Kontakten bietet sich die Hinzugabe einer Aspirin-Tablette an. Diese kann gerne bereits abgelaufen sein. Die enthaltende Acetylsalicylsäure (ASS) hat eine stark oxidlösenden Wirkung. Aufgrund der bei Verbrennung entstehenden, penetranten und ungesunden Dämpfe rate ich jedoch davon ab. Zudem müssen die Rückstände vollständig von der Platine entfernt werden, da sie andernfalls langfristig zur Korrosion der Lötstelle führen können.

Kolophonium im Isopropanol auflösen
Üblicherweise wird Kolophonium am Stück geliefert. Es lässt sich jedoch leicht brechen und kann splitterweise zum Isopropanol dazugegeben werden. Das Tragen von Handschuhen ist bei der Verarbeitung zu empfehlen.

In Pulverform lässt sich der Prozess etwas beschleunigen. Mit einem Hammer ist es ganz schnell selbst zubereitet. Gelegentliches Schütteln der Mischung kann nicht schaden.

Nach spätestens 24 Stunden sollte sich das Kolophoniumpulver im Alkohol vollständig aufgelöst haben und das Flussmittel einsatzbereit sein. Ein Tropffläschchen eignet sich ideal.

Anwendungsbeispiele
Doch funktioniert das selbst angerührte Kolophonium-Flussmittel (engl.: Rosin Flux) auch wirklich? Hier ein paar Lötbeispiele:




Da Kolophonium in Dampfform unter anderem Asthma auslösen kann, ist während des Lötvorgangs auf eine gute Belüftung zu achten. Das gilt allerdings allgemein beim Löten, weshalb eine Absaugung mit Aktivkohlefilter eine durchaus sinnvolle Anschaffung sein kann.
Flussmittelrückstände entfernen
Die Flussmittelrückstände können als dünne Schicht auf der Platine verbleiben. Sobald der Alkohol vollständig verflogen ist, härtet das Kolophonium aus und schützt die Lötstelle vor Sauerstoffeinfluss und späterer elektrolytischer Korrosion.
Dies gilt jedoch nur, wenn auf Zusätze wie Glycerin und Acetylsalicylsäure (ASS/Aspirin) verzichtet wurde. Andernfalls muss das Flussmittel rückstandslos abgewaschen werden – oft geschieht dies auch aus ästhetischen Gründen und wird ggf. durch einen klaren Schutzlack ersetzt.

Der Handel bietet spezielle Platinenreiniger an. Reines Isopropanol erfüllt seinen Zweck als Flussmittelentferner aber ebenso und ist in der Regel deutlich günstiger. Die Lötstelle wird dazu einfach mit dem Alkohol benetzt und anschließend mit einem fusselfreien Baumwollstäbchen gereinigt.

Lagerung & Haltbarkeit
Das Flussmittel muss nicht zwingend lichtgeschützt gelagert werden; es reicht völlig aus, es vor direkter Sonneneinstrahlung zu schützen. Eine Lagerung bei Zimmertemperatur genügt ebenfalls. Da der enthaltene Alkohol verfliegen kann, sollte lediglich darauf geachtet werden, das Fläschchen nach Gebrauch wieder luftdicht zu verschließen. Aber auch das wäre kein Problem, da sich jederzeit neues Isopropylalkohol beimischen lässt.
Die Haltbarkeit dürfte nahezu unbegrenzt sein – bei mir ist jedenfalls noch keines schlecht geworden.