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Sind Steckdosenleisten mit Schalter heimliche Stromfresser?

Eine Steckdosenleiste mit Schalter soll beim Energiesparen helfen. Die Idee dahinter ist simpel: Durch das Unterbrechen des Stromkreises entfällt der Standby-Verbrauch aller angeschlossenen Geräte.

In aller Regel zeigt eine Glimmlampe den eingeschalteten Zustand an. Bei Premium-Ausführungen ist manchmal auch eine energiesparsamere LED verbaut. Unbeleuchtete Schalter hingegen sind eher selten.

Wird die Steckerleiste wie vorgesehen verwendet, dürfte ihr Eigenverbrauch im Vergleich zur eingesparten Energie kaum ins Gewicht fallen. Doch wie verhält es sich, wenn sie wie eine gewöhnliche Mehrfachsteckdose dauerhaft eingeschaltet bleibt? Lauert hier ein heimlicher Stromfresser? Und was bedeutet das für die Stromrechnung?

Steckdosenleisten mit Stecker – heimliche Stromfresser?

Zugegeben, auch ich kenne solche Zweckentfremdungen aus dem eigenen Haushalt. Grund genug, sich mal etwas genauer mit dem Stromverbrauch dieser auseinanderzusetzen.

Stromverbrauch messen

Mit einem Energiekostenmessgerät lässt sich der Stromverbrauch von Haushaltsgeräten gut ermitteln. Allerdings beginnt dessen Messbereich oftmals erst bei ein bis vier Watt. Mein Messgerät setzt eine Leistungsaufnahme von mindestens 1,5 Watt voraus. Daher zeigt das Display auch keinen Verbrauch an, obwohl die Glimmlampe leuchtet. Sie verbraucht offensichtlich weniger.

Eine Möglichkeit, diese Schwelle zu überschreiten, wäre, die Leistungsaufnahme mehrerer Steckerleisten gleichzeitig zu messen. Mit einem zusätzlichen Verbraucher wie einer Glühbirne ließe sich alternativ auch der Nullpunkt nach oben verschieben.

Ein solches Vorgehen kann ich jedoch nicht empfehlen. Und angesichts des niedrigen Stromverbrauchs halte ich eine Messauflösung von 0,1 Watt ohnehin für zu ungenau. Wie bestimme ich den Stromverbrauch aber dann?

Leistung mit Multimeter ermitteln

Mit dem Multimeter lässt sich die genaue Spannung in Volt sowie die Stromstärke bis in den Mikroampere-Bereich messen. Durch die Multiplikation von Volt mit Ampere kann anschließend ganz einfach die Leistung in Watt berechnet werden.

Im Vergleich zu einem günstigen Energiekostenmessgerät mag dieses Vorgehen zwar etwas Rechenarbeit erfordern, liefert dafür aber ein genaueres Ergebnis.

Stromverbrauch von Steckdosenleisten mit Schalter

Für ein aussagekräftiges Messergebnis habe ich alle Varianten schaltbarer Steckdosen meines Haushalts zusammengesucht. Darunter auch solche, die ich vorbildlich nur bei Bedarf einschalte.

IKEA-Mehrfachsteckdose

Den Anfang macht eine Mehrfachsteckdose von IKEA. Im ausgeschalteten Zustand wird kein Strom verbraucht. Sobald der Schalter jedoch eingeschaltet wird, zeigt das Multimeter 1,2 Milliampere bei 227 Volt an.

Daraus ergibt sich eine Leistungsaufnahme von 0,27 Watt. Hochgerechnet auf das Jahr (365 Tage â 24 Stunden) entspricht dies einem Verbrauch von 2,4 Kilowattstunden – dieser ließe sich mit einer Steckerleiste ohne Schalter einsparen.

3-fach Steckerleiste

Grundsätzlich hat die Anzahl der Steckdosen keine Auswirkung auf den Stromverbrauch. Dieser variiert vielmehr je nach verbauter Glimmlampe und ihrem Vorwiderstand.

Bei der 3-fach-Steckerleiste aus dem Baumarkt misst das Multimeter 1,14 Milliampere bei 227 Volt. Das entspricht einer Leistung von 0,26 Watt. Aufs Jahr gerechnet liegt der Verbrauch bei 2,3 Kilowattstunden – der Unterschied ist also nur marginal.

Einzeln schaltbare Mehrfachsteckdosenleiste

Die nächste Mehrfachsteckdosenleiste lässt bereits vor der ersten Messung einen hohen Stromverbrauch erahnen – bei ihr sind die Steckdosen einzeln schaltbar.

Obwohl keine der Einzelsteckdosen geschaltet ist, zieht allein der Hauptschalter 0,73 Milliampere bei anliegender Netzspannung. Das entspricht 0,17 Watt Leistungsaufnahme oder hochgerechnet einem Jahresverbrauch von 1,5 Kilowattstunden.

Wird lediglich ein Verbraucher dauerhaft betrieben, steigt die Eigenaufnahme auf 0,35 Watt und der Verbrauch auf 3,1 Kilowattstunden im Jahr.

Jetzt sind alle Schalter der Brennenstuhl-Steckdose eingeschaltet. Das Messgerät zeigt einen Strom von 5,67 Milliampere an. Die Leistung steigt damit auf 1,29 Watt, woraus sich ein Jahresverbrauch von 11,3 Kilowattstunden ableiten lässt.

Steckdosenleiste mit Überspannungsschutz

Das nächste Modell ist für mich besonders interessant. Ich habe nämlich gleich fünf solcher Steckdosenleisten mit Überspannungsschutz im Haushalt verteilt, die dauerhaft geschaltet sind.

Da der Überspannungsschutz hinter dem Schalter sitzt, fließt im ausgeschalteten Zustand auch kein Strom. Wird die Mehrfachsteckdose hingegen eingeschaltet, misst das Multimeter 1,74 Milliampere. Die Leistungsaufnahme steigt mit 0,4 Watt nicht ganz auf das Doppelte einer gewöhnlichen Schalterleiste. Aufs Jahr hochgerechnet werden 3,5 Kilowattstunden verbraucht.

Überspannungsschutz-Zwischenstecker

Mich betrifft der Stromverbrauch um den Faktor fünf. Möglicherweise lässt er sich mit einem Überspannungsschutz-Zwischenstecker senken. Anstelle einer Glimmlampe ist dort meistens eine energiesparsamere LED verbaut. Und ohne beleuchteten Schalter bleibt es auch nur bei der einen.

Und siehe da: Mit 0,12 Watt Leistungsaufnahme sinkt der Jahresverbrauch auf nur noch 1,1 Kilowattstunden. Ersetze ich alle fünf meiner Steckerleisten mit Blitzschutz durch einen solchen Zwischenstecker von Brennenstuhl, spare ich im Jahr gute 12 Kilowatt. Und ganz nebenbei sind diese auch von ihren Anschaffungskosten her günstiger.

Steckdosenleiste mit USB

Steckdosenleisten mit USB sind vor allem am Schreibtisch und im Schlafzimmer sehr beliebt. Sie machen ein zusätzliches USB-Netzteil, um beispielsweise das Smartphone aufzuladen, überflüssig.

Bei meinem Kauf habe ich damals bereits darauf geachtet, dass im ausgeschalteten Zustand auch über den USB-Anschluss kein Strom fließt. Dies ist nämlich nicht bei allen USB-Steckdosen der Fall. Erst wenn ich die Steckerleiste anschalte, liegen an der USB-Buchse 5 Volt an.

Im eingeschalteten Zustand, jedoch ohne angeschlossenen Verbraucher, schwankt das Messgerät bei 1 Milliampere herum. Die errechnete Leistungsaufnahme beträgt 0,23 Watt. Hochgerechnet auf das Jahr entspricht dies einem Eigenverbrauch von 2,0 Kilowattstunden.

Defekte Glimmlampe

Mit der Zeit kann die Glimmlampe durchbrennen. Dies hat in der Regel jedoch keine Auswirkungen auf die Schaltfunktion selbst, wohl aber auf den Stromverbrauch. Obwohl die Steckdose eingeschaltet ist, schlägt das Multimeter bis auf ein paar wenige, vernachlässigbare Mikroampere nicht an.

Schaltersteckdosen mit einer defekten Glimmlampe gleichen damit praktisch Steckdosenleisten ohne aktiver Betriebsanzeige. Der Vollständigkeit halber hier auch das Messergebnis desselben Steckdosenmodells mit intakter Glimmlampe:

Die Leistungsaufnahme beträgt 0,26 Watt, was einem Jahresverbrauch von 2,3 Kilowattstunden entspricht.

Funksteckdose

Zum Abschluss ein etwas anderes, aber sehr deutliches Negativbeispiel für einen heimlichen Stromfresser, wie er möglicherweise in vielen Haushalten vorzufinden ist:

Diese DEWENWILS-Funksteckdose zieht im Ruhezustand stolze 7,64 Watt (lt. Voltcraft-Energiekostenmessgerät: 6,8 Watt). Ob sie ein- oder ausgeschaltet ist, macht dabei kaum einen Unterschied. Auf das Jahr hochgerechnet verbraucht sie 66,9 Kilowattstunden. – Meine sonstigen SmartHome-Steckdosen sind da deutlich sparsamer. Einen möglichen Defekt kann ich jedoch nicht ausschließen.

Energiekosten einer Mehrfachsteckdose mit Schalter

Damit ist geklärt, wie viel Strom schaltbare Mehrfachsteckdosen tatsächlich verbrauchen können. Doch was bedeutet das fürs Portemonnaie?

Im Versuchsaufbau schwankte der Verbrauch zwischen 0,2 und 1,3 Watt. Aufs Jahr hochgerechnet also ca. 2 bis 11 Kilowattstunden. Bei einem Strompreis von 0,40 €/kWh kostet der Dauerbetrieb einer Schaltersteckdose jährlich etwa 80 Cent bis 4,40 Euro extra.

Das summiert sich und ist ziemlich happig für ein eher unnützes Lämpchen, wenn man bedenkt, dass eine schaltbare Steckerleiste eigentlich beim Energiesparen helfen soll. Der Fehler liegt jedoch eindeutig in der Zweckentfremdung als Dauersteckdose. Richtig eingesetzt und nur bei Bedarf eingeschaltet, wird aus dem heimlichen Stromfresser ein langfristiger Energiekostensenker.